Absurd-bissige Geschichtsstunde

erschienen am von bei

„Magic 20th Century Tour" im Jes

Absurd

Nein, im „Land des ewigen Frühlings" herrschen keine paradiesischen Zustände, sondern Hölle und Fegefeuer. Das muss die Frau erfahren, die hier Zuflucht sucht. Ihre elf Kinder hat sie als T-Shirts übereinander angezogen. Doch ehe sich die Unwillkommene versieht, werden ihr die Kleinen ge­raubt und wie Nasswäsche an einem Kleiderständer aufgehängt.

„Magic 20th Century Tour" nannte die Asssociation Skappa aus Marseille ihre im Jes als deutsche Erstaufführung gezeigte absurd-bissige Geschichtsstunde über das letzte Jahrhundert. Lustvoll wird sie viersprachig zelebriert vom Clownquartett der Spieler Paolo Cardona, Fabrizio Cenci, Isabelle Hervouet und Annette Scheibler.

Atome aus Mineralwasserflaschen entgleiten Forscherhänden. Die Bahn brechende Erfindung Fernsehen verschlingt Kinder. Ein Literaturprofessor und eine Mathematiklehrerin zerstreiten sich über die Frage, wie ein Kuchen gerecht zu teilen sei »der ob er nicht als Musterbeispiel für Annexion von einer Seite vereinnahmt werden muss. Selbstverständlich fällt die Entscheidung darüber in einem Krieg - und der führt direkt in den Weltuntergang. Doch schon gefrieren Wissenschaftler aus einem Rinderknochen den neuen Menschen: Als vergoldeter Putz-Batman mit Staubsaugerrucksack sucht er aus dem Orkus auf und taumelt ins 21. Jahrhundert.

VON HORST LOHR