erschienen am 15.02.2014 von Adrienne Braun bei Stuttgarter Zeitung
Figurentheater Das Festival Imaginale ist extrem erfolgreich. Aber so herausragend die Gastspiele sind - die Stuttgarter Szene kann lässig mithalten.
Bei der Imaginale gibt es bei den Eintrittskarten eine besondere Kategorie: die Kissenkarten. Eigentlich hätte es auch noch Treppen- und Fußbodenkarten geben müssen und 'Falls-ihr-noch-Platz-findet-Karten'. Die Imaginale war so rappelvoll wie noch nie. Zum vierten Mal hat unterm Tagblattturm das internationale Festival für Figurentheater stattgefunden; viele Vorstellungen waren schon vor der Eröffnung hoffnungslos ausverkauft. Da wird man plötzlich sehr dankbar, wenn man wenigstens noch einen Kissenplatz am Boden erhaschen kann.
Das ist der Nachteil eines Festivals, dass die Produktionen nur zwei-, dreimal zu sehen sind. Aber wann hat man sonst die Möglichkeit, die herausragendsten und interessantesten Produktionen aus anderen Städten und Ländern vor der eigenen Haustür sehen zu können? Der Applaus und Jubel nach den Gastspielen im Fitz war ein sicheres Indiz, dass das Stuttgarter Publikum von den Produktionen begeistert war. Aber auch, wenn es außergewöhnliche Theatermomente zu sehen gab, hat diese Imaginale deutlich gemacht, wo das Stuttgarter Figurentheater im Vergleich mit den Kollegen steht: an der Spitze.
So schön die Gastspiele waren, die hauseigenen Produktionen des Fitz und die Projekte des Studiengangs Figurentheater sind oft deutlich experimentierfreudiger, ästhetisch anspruchsvoller und formal raffinierter. Man meint ja häufig, dass die Kultur in anderen Städten besser sei. Die Imaginale hat aufs Schönste gezeigt: beim Figurentheater stimmt das definitiv nicht.