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Auf den Flügeln der Fantasie

Figurentheater Stuttgart zeigt „Die Reise zum Mond"

erschienen am 26.09.2009 von Horst Lohr bei Stuttgarter Nachrichten

Menschen können in einer armseligen irdisehen Existenz isoliert sein. Wie der Mann und die Frau im Fitz in ihrer Behausung aus Pappe mit den auf Konservendosen thronenden schäbigen Sesseln vom Sperrmüll. Doch die Macht ihrer Fantasie wird sie an diesem ; Abend in die Unendlichkeit ferner Welten entführen, wo die Gesetzmäßigkeiten der Erde aufgehoben sind.

„Die Reise zum Mond" nannten die Figurenspieler Lambert Mousseka und Stefanie Oberhoff ihre von Hendrik Mannes inszenierte Hommage an den schwäbischen Flug(fahr)radbauer Gustav Mesmer [ (1903-1994) und den französischen Illusionisten Georges Melies (1861-1938). Den poetischen Text für die zauberhafte Synthese aus Erzähl- und Figurentheater schrieb Lambert Mousseka.

Bei der Premiere am Donnerstag im Fitz erweist er sich einmal mehr als versierter Figurenspieler, fasziniert aber auch als Erzähler mit feinen ironischen Tönen. Moussekas ausdrucksstarke Mimik und sein ständig wechselnder Tonfall locken die Zuschauer in die vertrockneten Weiten afrikanischer Savannen. Temperamentvoll beobachtet Mousseka, wie eine Familie einen Riesenfisch fängt, dessen Auge aber ihr jüngstes Kind verschlingt.

Aus einem Miniaturkoffer klettert zusammen mit einem renitenten Puppenmännchen das ewige menschliche Streben, sich in die Lüfte zu erheben. Der Kleine wütet gegen seinen Schöpfer, weil er nicht fliegen kann. Und versucht in einem abenteuerlichen Fluggerät aus Stäben und Angelruten vergeblich den Flug ins All.

Diese Bilder von der Sehnsucht nach Unendlichkeit spiegelt Stefanie Oberhoff (sie besorgte auch die Ausstattung) als in der Einsamkeit verlotterte Frau: Wie ein verhinderter Ikarus versucht sie auf ihrem abgeschabten Ohrensessel tollpatschig der Tristesse ihres Lebens davonzufliegen.

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