Performance „Titania tanzt für einen Esel" im Fitz taucht ab in eine fremdartige Fantasiewelt.
erschienen am 23.01.2012 von bei Stuttgarter Zeitung
Sie macht Gymnastik, trainiert die Bauchmuskeln. Aber es hilft nichts, das Fleisch ist schwach, es wippt und wackelt. Also beginnt sie, es mit Klebeband festzukleben, sie verklebt den Bauch und den Hintern, sie wickelt ihren Leib ein, verschnürt ihn, bis er ein griffiges Paket ist. Eine drastische Szene - und die direkteste und deutlichste in „Titania tanzt für einen Esel". So nennt sich die neue Produktion im Fitz, eine eigenwillige Performance mit Antje Töpfer, Anna Peschke und Martin Christensen.
Der Esel und Titania, die Königin der Elfen, sind Figuren aus Shakespeares „Sommernachtstraum". Doch das szenische Experiment will keine Geschichte erzählen, sondern ist eine Art Fantasie, eine Vision aus dem Märchenwald, die sich aus dem Material heraus entwickelt. Gerollte Decken, gerollter Rasen, Maske und Mantel sind die Hilfsmittel von Antje Töpfer und Anna Peschke, die immer neue Metamorphosen durchlaufen. Da wird ein Spitzen-tutu zum Kleid, das Kleid wird zum Schleier, der Schleier zur Barockperücke.
Anders als die Gymnastikszene, die unmittelbar auf Fitness- und Schönheitswahn anspielt und schmerzhaft direkt ist, bleibt vieles an diesem Abend vage und summarisch. Am Schluss aber finden die beiden Frauen plötzlich zueinander. Nach diversen Verwandlungen begegnen sie sich und lassen, ganz zart, Hüllen und Masken fallen, als hätten sie erstmals Vertrauen gefasst und könnten wagen zu zeigen, wie sie wirklich sind. adr