erschienen am 01.12.2000 von bei Figura Nr. 32
Nicht Gold, sondern Asche hat der Mann (Gyula Molnar, Italien) in den Taschen des Mantels, der ihm nicht gehört. Und sie animiert ihn, eine Geschichte zu erzählen, die ihm auch nicht gehört, aber doch seine oder unsere hätte sein können. Und so beginnt er die scheinbar in einer kryptischen Botschaft verschlossene Wirklichkeit des Fremden, der dort stumm auf der Bühne sitzt, seinen Mantel nicht zurückhaben will und ihn an der Arbeit hindert, anhand weiterer Funde in den Manteltaschen zu erforschen, zu erfinden. In einem doppelten Zwiegespräch mit dem schweigsamen Fremden und seinen eigenen Vorurteilen - und damit denen der Zuschauer - nähert er sich behutsam den Lebensbedingungen des vermutlichen Flüchtlings. ASCHE, die letzte Inszenierung des viel zu früh verstorbenen Dänen Ray Nusselein (Paraplyteatret), gemeinsam mit Gyula Molnar und Francesca Bettini für ein Familienpublikum erarbeitet, ist ein berührendes, poetisches Spiel, das bei allem Witz immer wieder mit Ängsten, Verlusten und der Grausamkeit von Kriegen konfrontiert. Und dennoch leicht bleibt.