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Es duftet nach Geheimnissen

Eine Hasengeschichte voller Turbulenz und Tiefsinn.

erschienen am 12.01.09 von bei Mitteldeutsche Zeitung

HALLE/MZ. "Für einen guten Traum braucht man immer auch Angst. Und eine Störung". Zwei angehende Feen beim Kochen, es duftet nach Geheimnissen. "Wir können ja noch nicht zaubern. Aber einen Traum kochen, das schaffen wir schon." Merkwürdiges landet im Topf. Hoffnung. Phantasie, Humor sogar. Und ein Loch.

Beim Abschmecken verraten die beiden Azubi-Feen ihr Rezept - und die Geschichte, die dazu gehört. Eine ganz normale Geschichte; von Ernesto Hase und seinen Eltern. Familie Hase züchtet Karotten, denkt über ein geschwisterliches Hasenbaby nach und mümmelt - den Lebensgenüssen zugewandt - gern auch ein wenig herum. Man häselt also glücklich durch den Tag bis ein ominöses Loch auftaucht. Und das nächste und übernächste. Ohne es zu merken, hat Familie Hase die Armut ereilt. Das ist der Ausgangspunkt der Adaption des Kinderbuchs Petit-Gris von Elzbieta. Das Ensemble Materialtheater aus Stuttgart und das Théâtre Octobre aus Brüssel zeigen im Puppentheater Halle das Figurenstück "Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche". Sigrun Kilger und Annette Scheibler agieren auf der Bühne als die beiden Feen und verleihen allen beteiligten Langohren zugleich ganz unterschiedliche Charakterzüge.

Weil das Schicksal der Hasens auch von den so genannten Aufpasserhasen bestimmt wird, die sich mit Vorliebe der Kontrolle von Personalpapieren widmen, haben die beiden Puppenspielerinnen mit derlei Geschäftigkeit buchstäblich alle Hände voll zu tun. Dabei spielen sie die Geschichte wie am Schnürchen und ergänzen sie mit der ganzen Vielfalt ihrer Mimik. Trotzdem gönnt das kleine Schauspiel den zuschauenden Kindern und Erwachsenen Verschnaufpausen - nicht zuletzt, weil Musiker Daniel Kartmann Vibraphon und Percussion ebenso dezent und lässig zur Erzählung fügt wie seine bildhafte Geräuschkulisse.

"Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche" ist ein sparsam bestücktes aber von sehr originellen Ideen zeugendes Theaterstück, in dem ein Publikum jeden Alters die Chance auf ein paar wirklich gute Späße oder Tiefsinnigkeiten hat und bei dem an die Nichtigkeit eines Lochs nicht zu denken ist.