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Guter Anfang für eine neu formierte Truppe

erschienen am 15.01.2005 von Arnim Bauer bei Ludwigsburger Kreiszeitung

Stuttgart - Das fängt ja gut an! Nonnen greifen die Vereinigten Staaten von Amerika an! Am 6. Oktober 2000 waren Ordensfrauen in eine Raketenbasis der US-Army eingedrungen und lebten fast eine Stunde lang unbehelligt ihre harmlosen Proteste aus. Die wahre Begebenheit ist Grundlage der neuen Produktion "Freischwimmer" im Stuttgarter Figurentheaterzentrum Fitz.

Regisseur Gyula Molnar und seine Spielerinnen Annette Scheibler und Alexandra Kaufmann haben sich davon inspirieren lassen für das neu formierte Ensemble Materialtheater Stuttgart.

In Molnars typischer Sprache wird diese Begebenheit zur Spielwiese des Nachdenkens über agitatorische Sprüche, über Politikerlatein, über Frömmlerei. Aber sie wird auch zum spaßigen Beobachten zweier Figuren, die wörtlich nehmen, was so alles dahergeschwatzt wird, die es ernst meinen und sich damit doch nur lächerlich machen.

Woran das liegt? Auf diese Frage gibt das Stück keine vorschnellen Antworten. Vielseitig, mit kleinen, unaufwändigen Einfällen, sparsam in der Ausstattung, üppig in den Ideen - so entwickelt Molnar eine manchmal skurrile Gedankenwelt. Sie marschiert oft nur knapp neben der Realität einher und führt so zu überraschenden und dabei auch fast erschreckenden Erkenntnissen.

Präzise und pointiert wird letztlich darüber sinniert, was einzelne gegen die Macht ausrichten können. Molnar lässt dabei vieles im Raum stehen, sinniert in seiner spannenden Weise, spielt mit den Szenen, mit dem Thema -und ist wohl auch deshalb so ernst zu nehmen, weil man den Eindruck hat, dass er auf der Bühne gar nichts ernst nimmt.

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