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Im Fitz gehts rund

erschienen am 26.06.2006 von ari bei Stuttgarter Zeitung

Viele Kulturprogramme, seien es Vorträge, Gespräche oder Performances, geben sich in Zeiten der WM nur zu gerne dem Thema „Fußball" hin. Die Verlockung ist zu groß, im Windschatten eines solchen Mega-Events selbst an Fahrt zu gewinnen. Bisweilen stellt sich jedoch eine Flaute ein, und das ganze Unternehmen sinkt mit Mann und Maus.

Für frischen Wind sorgt da das neue Bühnenprogramm des Zentrums für Figurentheater Fitz. Unter dem sinnigen Titel „Der Ball ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann" begeistern verschiedene Ensembles und Solokünstler das Publikum mit sechs überraschenden und einfallsreichen Episoden rund um den Ball. Da entwickeln Kartons ein seltsames Innenleben, da stellt ein Extorwart mit Hilfe seiner verstörten Ehefrau akribisch sein verpatztes WM-Spiel nach, da wird ein herzergreifendes Plädoyer gegen die Beschmutzung des Fußballrasens gehalten. Der Ball als Projektionsfläche für spielerisch-philosophische Betrachtungen zum Lauf des Lebens. Das Messen von Gehirnströmen als heiteres Spiel mit Farben und Formen. Das Fanwesen als per Videoprogramm anzuerziehende Lebensbereicherung für Fußballmuffel.

Besonders erwähnenswert ist ohnehin die gelungene Einbeziehung technischer Medien, von der Digicam, die analog zum ungefiltert Vermittelten neue Perspektiven eröffnet, bis zum kongenialen Zusammenspiel der Akteure mit Bildschirmpräsentationen. Mal leise nachdenklich, mal zum Brüllen komisch, verfliegen die beiden Halbzeiten dieser originellen Ballrevue im Nu.

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