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In der Arena des Lebens

Pavel Kohouts August August August im Zirkuszelt

erschienen am 15.05.2007 von Horst Lohr bei Stuttgarter Nachrichten

Am Anfang entschwebt er einem Koffer, am Ende wird er mitsamt seinem Lebenstraum wieder darin verschwinden und als unliebsames Gepäckstück aus der Manege getragen. An der Zirkushierarchie hatte der Clown August August zu rütteln gewagt mit seinem Wunsch, einmal an Stelle des Herrn Direktor die Dressur mit den acht edlen Lipizzanern vorzuführen. Hatte dafür alle Bedingungen seines Chefs erfüllt und sich mit der Kraft seiner Fantasie Frau, Kind und einen eigenen Zirkus geschaffen.
„August August, August" nannte der tschechische Autor Pavel Kohout seine 1967 uraufgeführte Tragikomödie. Die bitter- ,böse wie wunderbar poetische Bühnensatire über die Unversöhnlichkeit von Traum und Wirklichkeit ist als zirzensisch-buntes Spektakel mit Tiefgang für Zuschauer ab neun Jahren im Zirkuszelt im Unteren Schlossgarten zu sehen. Frank Soehnle inszeniert diese Koproduktion vom Figurentheater Hibisskuss, dem Figurentheater Fitz und jugendlichen Artisten vom Circus Circuli der Stuttgarter Jugendhäuser.

Der Regisseur nutzt die Manege als Arena des Lebens. Aus der Zirkuskuppel intrigiert der Zirkusdirektor als gigantische graue Eminenz: Ein bedrohliches Nichts aus Zylinder und wallenden Seidentüchern, dem der Sprecher Martin A. Obrecht salbungsvoll-menschenverachtende Töne souffliert. Die prallen aber an der Puppe August wirkungslos ab. Oliver Köhler führt sie geschickt mit dem Gestus und Tonfall rührend ländlicher Naivität. Sie lässt den wackelköpfigen Tollpatsch die von seinem Chef geforderte Puppengefährtin herbeizaubern und in einem Kissen einen Junior-August ausbrüten. Seine penetrante Narrheit zwingt den Clown aber auch, dem Direktor seine Fantasie zu verkaufen - in Form eines Mini-Ballons, den die Stallmeister, platzen lassen. Besonders gut gelingt Soehnle die Syn¬these szenischer und musikalischer Bilder.

Eingebettet in die von Flamenco und Zigeunerklängen inspirierte! Live-Musik von Jeoma Flores schweben Direktorengattin und -tochter als elegante und fremdartige Puppenschönheiten auf dem Rücken des Zirkuspferds Kenia. Und die jungen Artistinnen bezaubern mit bodennahen Hochseil und Trapezakten.

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