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Klee oder ein Puppenheim

erschienen am von Rüdiger Schaper bei Der Tagesspiegel Berlin

Überraschung im Museum: Es gibt Puppentheater! Sein Leben lang hat Paul Klee die Bühne geliebt, sie war ihm Inspiration wie die Tiere und die Natur, und für seinen Sohn Felix bastelte der Maler zum Geburtstag einmal aus Abfall und allerlei Resten einen wilden Haufen Handpuppen. Es sind finster-fröhliche Gestalten, sie erinnern an arabische Stammeskunst. Einige von ihnen sind in der wunderschönen und berührenden Paul-Klee-Schau der Neuen Nationalgalerie zu sehen, eingesperrt in Vitrinen. Doch wenn man großes Glück hat, dann läuft in einem kleinen Nebenraum vielleicht gerade das Stück „Über den Klee“. Man kann es wirklich nicht genug über denselben loben. So gut habe ich mich lange nicht amüsiert, schon gar nicht im Theater. Und wann war ich zuletzt im Puppentheater ...

Natürlich agieren die Puppenspielerinnen Friederike Krahl und Melanie Sowa nicht mit echten Klees, aber die nachgeba ute n Kerlchen sind vom Original nicht zu unterscheiden. Auftritt der Künstler, er ist in einer Schaffenskrise, und wir dürfen miterleben, wie er sich da flugs heraushanswurstelt. Fantastisch! Paul Klee, so zeigt die Ausstellung, war ein tiefernster, getriebener und verklemmter Mensch, ein genialer Grübler. Das Leben mit ihm war wohl auch nicht allzu lustig. Aber wenn die Puppen über diese ernsten Dinge sprechen, geht’s leicht von der Hand. Die Puppe namens Tod zum Beispiel kommt immer zu früh, um den Meister zu holen, und am Ende kommt sie zu spät, weil Klee schon unsterblich ist. Hinreißend, wie die Klee-Puppe einer Kunststudenten-Puppe erklärt, sie habe soeben die Abstraktion erfunden und könne für einen Naturalisten leider nichts tun. Der Felix-Puppe ist immer langweilig, sie hält die Papa-Puppe von der Arbeit ab. Die schafft aber, kaum dass sie den großen Pinsel hochheben kann, razzfazz ein Minimeisterwerk nach dem andern, hängt’s an die Puppentheaterwand und sagt in charmantem Schweizerdeutsch: „Ich find’s gut“.(...)

Es war, glaube ich, Max Reinhardt, der sagte, ein Schauspieler ist jemand, der sich die Kindheit in die Tasche gesteckt hat. Wahrscheinlich sind die Taschen he ute zu tief, oder sie haben Löcher. Danke, liebe Puppen, denn ihr habt es besser!

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