erschienen am 14.01.2008 von lei bei Stuttgarter Zeitung
Mehrere Plattenspieler und ein dreifüßiger Hocker, ein paar Lampen, aber kein Licht. Nur Dunkel, das Dunkel des Vergessens. Dann tönen leise die Klänge von Ravels „Bolero" aus dem Hintergrund ins Publikum. Mit Geräusch, Objektspiel und Körpergeste hat sich die Stuttgarter Musikerin und Performancekünstlerin Bernadette Boos auf die Suche nach dem Symbolismus der Erinnerung gemacht. Eine unbestimmte Vergangenheit sollte aus den verborgenen Gedächtnisräumen einer namenlosen Frau hervorgeholt werden. Unter der Regie von Ule Barcelos erlebte die aus Tanz- und Theaterelementen gemischte Szenenfolge „Hinter Zimmern" am Wochenende ihre Uraufführung im Fitz.
Was passiert bei dieser tastenden Expedition in die Asservatenkammer eines gelebten Lebens? Boos selbst schlüpft in die Rolle die Frau, die da allmählich aus der Bühnennacht heraustritt und mit dem Kopf in einem Wasserbecken abtaucht. Zu beschwörenden Handbewegungen redet sie Unzusammenhängendes in derb-bayrischem Akzent. Damit scheint auch der Rest des Ganzen auf disparaten Minimalismus programmiert zu sein. Hier ein Quietschen, da ein Kichern, ein Dialog mit der Stehlampe und das Liebesspiel zweier Füße, die im Fitz unter einem Vorhang hervorlugen.
„Ist es nie zu spät für eine glückliche Kindheit?" fragt das Programmheft. Geglückt war nur jenes tänzerische Duett, bei dem die Akteurin den eingeschalteten Plattenspieler vom Boden aufhebt, um sich damit im Takt über die Bühne zu schwingen, bis die Nadel den Geist aufgibt und wortwörtlich abkratzt. Ansonsten folgt eine choreografische Banalität der anderen: die Darstellerin robbt auf dem Boden herum, lässt den Kopf kreisen, stemmt die Hände in die Hüften oder erstarrt innehaltend zum Tableau ihrer selbst In diesem Einpersonenstück fehlt einfach alles. Keine Erzählung, keine Körperpoesie, weder geistreicher Witz noch denkwürdige Wendungen. Überrascht hat hier nur, dass ein fünfzig Minuten kurzer Abend so langweilig sein kann, (lei)