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Lars, der Klabautermann und die Angst

Großer Beifall für Städtische Bühnen Erfurt und Hoichi Okamoto bei der Fidena

erschienen am von bei WAZ Lokalnachrichten

Mit dem Wochenende kamen auch die Zuschauer. Volle Bänke bei den Städtischen Bühnen Erfurt und bei Hoichi Okamoto ließen die Veran­stalter zum Ende der Fidena aufatmen.

„Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann" - die Erfur­ter Puppenspieler haben in ihrer witzigen Inszenierung ein Thema aufgegriffen, daß alle Kinder kennen und bei Erwachsenen sofort Erinne­rungen wachruft: die Angst. Ein Grund für die gemeinsa­me Begeisterung bei Groß und Klein.

Ein zweiter Grund ist Lars Frank. Als Lars Mordatzky, dem Mitglied des Verbandes „Liebe Kinder habt Angst e.V." ist er einfach mitrei­ßend. Er ist ein Erwachsener, der das Kind in sich bewahrt hat. "Können wir verabreden, daß dies mein Teddybär ist", zeigt er den Kindern einen kleinen Plüschhasen - kein Problem für die Kleinen, de­ren Phantasie grenzenlos ist.

Damit sein Vortrag nicht langweilig wird, hat der große Lars Puppen gebastelt. Lang­weilig ist es wirklich nicht, wenn sich das Vortragspult in das Motorschiff „Freund­schaft" verwandelt. Nachts, allein in seiner Kajüte hat der kleine Lars ganz schreckliche Angst. Zu Recht: schließlich besucht ihn allabendlich der Klabautermann. Zu Unrecht meinen die Eltern, die im Schrank nur Wäsche sehen.

Erst als der Klabautermann das Schiff in einem Sturm un­tergehen lassen will, nimmt Lars dessen Geschenk an: ein Blechkiste, in der sich Lars' Angst versteckt. Erst wer sei­ne Angst kennen lernt, kann mutig werden, lernen Lars und mit ihm die Kinder.

In eine ganz andere Welt des Figurentheaters entführt Hoichi Okamoto, der traditio­nelle japanische Theaterfor­men wie No und Bunraku mit dem Puppenspiel zu einer eindringlichen Inszenierung ohne Worte verknüpft.

Hoichi Okamoto überrascht die Zuschauer immer wieder. Anfangs führt er, schwarz ver­mummt, die lebensgroße Fi­gur des wandernden Mönchs durch die Stürme des Lebens. Fast vernichtet trifft Anchin auf Kiyohime - zwei Handgrif­fe und schon trägt der Japaner die Maske des Mädchens. Das Liebesspiel beginnt und wie­der wandelt sich das Bild - die Mönchsfigur wird zur Frau­enpuppe, Okamoto mit weiß geschminktem, maskenhaf­tem Gesicht spielt jetzt den Mönch.

Beeindruckend versteht es der Japaner, seine Figuren zu rühren. Immer wieder verhar­ren sie in stummen Bildern, die einen hohen ästhetischen Reiz haben. Wer ist nun Figur, wer Mensch, stellenweise scheint sich die Trennung aufzuheben. Da ist es nur fol­gerichtig, wenn sich am Ende Okamoto und die Frauenfigur vor den Zuschauern verbeu­gen. W-m

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