erschienen am 30.04.2019 von Brigitte Jähnigen bei StZN
Woran erinnert sich der Mensch, wenn er an Heimat denkt? Beim Autor Siegfried Lenz sind es die einstigen Bewohner Masurens, wie er sie in seinem Buch "So zärtlich war Suleyken" beschreibt. Ländliche Charaktere "von blitzhafter Schläue, tapsiger Zärtlichkeit, rührender Geduld, unterschwelliger Intelligenz, die sich allen Beurteilungen entzieht2. In einer bezaubernd verspielten Solo-Show (Regie: Christine Bossert) belebt Suzan Smadi Lenz' Romanfiguren. Die Künstlerin Veronika Nadj hat Prototypen seiner Helden als Stabfiguren auf Holzgestelle gebannt. Suzan Smadi ordnet sie zu immer neuen Erzählräumen und Spielszenen, begleitet durch illustrierende Kompositionen von Andrew Zbik: Waldvogelkonzerte, Kindergeschrei, Zirkusmusik und Fanfarenstöße.
Als Erzählerin, Figurenspielerin und Schauspielerin belebt Suzan Smadi nicht nur schlitzohrige Bauern und schüchterne Mädchen, sondern eröffnet auch einen Dialog mit einer Stange Lauch in der Hand. Sie ordert Tiere auf die Bühne, die nie zu sehen sind, vom Zuschauer aber durch die magische Kraft des Spiels wahrgenommen werden. Ganz real ist Pani Prons, ein prachtvoller 28-Ender. Jagdhornklänge verstärken, was Smadi mit lässig übergeworfenem Bettlaken und zwei dürren Ästen auf dem Kopf suggeriert: Die Hatz des Jägers auf den Edelhirsch beginnt. Doch auch in dieser Szene zeigt sich, was ein echter Masure ist. Suzan Smadi führt zwei winzige Figürchen unter einem Läppchen zu einem Brokkoli (der großen Eiche) und täuscht die Sinneswahrnehmungen des Jägers. Viehmarkt und Eheanbahnung, fahrender Zirkus und Dorfklatsch: Smadi ist eine köstliche Komödiantin. In rasantem Tempo erzählt sie von einer Witwe, die auch nach dem Tod ihres Gatten prachtvolle Kinder in die Welt setzt. Als Zwiebeln leben sie rund um einen Tontopf. Eine fröhliche Schar, ausgegrenzt vom Rest des Dorfes ? Masuren ist überall. Das Premierenpublikum war restlos begeistert.