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Opferlämmer der Religionen

"Die Passion der Schafe" im Stuttgarter Figurentheater Fitz

erschienen am 07.05.07 von Armin Bauer bei Ludwigsburger Kreiszeitung

Stuttgart - "Die Passion der Schafe" nennt sich die Aufführung, die das Stuttgarter Ensemble Materialtheater zusammen mit internationalen Gästen erarbeitet hat. Im Fitz hatte das Stück um Fragen der Religiosität nun seine Uraufführung.

Sieben Figuren haben die Objekttheatermacher erschaffen, sieben Atheisten, die in einer Art Therapiegruppe ein Theaterstück machen wollen, in dem sie. ihre Verhältnisse zu Gott und Religion aufarbeiten. Gestützt auf Textstücke und Ansichten von Jose Saramango oder , Karl Marx, befassen sich diese Schafe, die Opferlämmer der Religionen, mit ihren traumatischen Erlebnissen. Keine leichte Kost, vor allem auch ein ungemein kritischer Beitrag zur derzeit wieder einmal heftig propagierten Hinwendung zum Glauben, aber auch zur Fundamentalisierung, den der Islam vormacht und andere Eiferer nachmachen.

Was mit Menschen geschehen kann, zeigen diese Schafe auf ihrem Leidensweg wobei das Wort "Passion" durchaus nicht eindeutig definiert wird. Mancher der Protagonisten ist auch ganz passioniert dabei, wenn es um seine Ansichten geht.

Sozusagen als Gegensatz zum überaus ernsten Thema steht das meist leichte Spiel der Truppe, zu der neben Sigrun Nora Kilger und Alberto Garcia Sanchez vom Materialtheater auch noch Hartmut Liebsch und Annette Scheibler, Alexandra Kaufmann und Paolo Cardona (Italien) und Gyula Molnar (Ungarn) gehören.

Für Kenner der ohnehin kooperationsfreudigen und wendigen Figurentheaterszene ist klar: Das ist ein erstklassiges Ensemble absoluter Spitzenkönner. Die nicht weniger versierte Francesca Bettini als Regisseurin hatte damit ein tolles Ensemble, aber auch eine Hand voll hochkarätiger Individualisten zu führen. Und den Individualismus merkt man auch der Inszenierung an. Jeder hat seinen Stil. Zuweilen knirscht es damit ein wenig im Zusammenwirken. Andererseits entstehen so viele spannende Momente, so dass diese schwierigen Passagen weit mehr als aufgewogen werden.

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