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Ozeanwellen im Kopfkissen

Oliver Köhler und Yana Novakova mit „Gute Nacht!“ im Stuttgarter Fitz Theater Fantastisch: Oliver Köhler und Yana Novakova sagen im Stuttgarter Fitz „Gute Nacht!“

erschienen am 21.06.2016 von Petra Mostbacher Dix bei Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten

„Gute Nacht, du Kakadu!“ – „Du grüne Kuh!“ – „Pfannkuchen, du“ – „Pupsnase“ – „Du Käsefußindianer!“ Kichernd werfen sich Marie und Gustav allerlei Namen zu, bevor sie sich noch einmal Gute Nacht! wünschen. Doch kaum hat sich Gustav in die Kissen gekuschelt, sagt Marie: „Mir ist langweilig.“ Laut gähnend versucht sie, Gustav wieder aufzuwecken. Doch er rührt sich erst, als es draußen gewittert: Genüsslich stopft er Monsterkekse in sich hinein.

Szenen, die Eltern kennen – und die auch der britische Schauspieler und Kindergeschichtenerzähler Donald Bisset kannte. Denn es sind Motive aus seinen Büchern, die Yana Novakova und Oliver Köhler vom Figurentheater Theatrum Mundi zusammen mit dem Regisseur Bernhard Eusterschulte zum Stück „Gute Nacht. Oder warum ich nicht einschlafen kann?“ verarbeitet haben. Wie Köhler und Novakova jetzt im Stuttgarter Fitz als schlaflose Kinder rund um ihr vertikal aufgestelltes Bett auf Abenteuerreise durch Bissets Welt gehen, ist einfach köstlich – nicht zuletzt wegen der Kekse, die nun auch Marie knabbert, obwohl sie bereits die Zähne geputzt hat. Aber wer kann schon dem Inhalt von „Prinz Dose“, den Gustav aus den Weiten seiner Decke zaubert, widerstehen?

Unter der Decke, im Nachthemd oder hinterm Bett ist freilich noch viel mehr zu entdecken als Knabberzeug. Da sind der Mann im Mond und der rote Riesentelefonhörer, in dem lange Wörter wie „Kühlschrank“ stecken bleiben. Und da ist auch Herr Krokokatz, der nie weiß, ob er vorwärts oder rückwärts geht, weil er vorne wie ein Krokodil und hinten wie eine Katze aussieht. Oder ist es umgekehrt? Und wer hätte gedacht, dass im Kissen die Wellen des großen Ozeans stecken, samt Meeresrauschen, das aus der Ferne ertönt?

Mit Liebe zum Detail spüren Novakova, Köhler und Eusterschulte den Welten der Kinderfantasie nach und bringen auch Erwachsene zum Träumen – inklusive der Erkenntnis, dass eine Nacht gut wird, wenn sie mit einer Geschichte beginnt.

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