Sehnsüchte einer Kinderseele
erschienen am 14.01.2008 von Horst Lohr bei Stuttgarter Nachrichten
Quälend lange Minuten ist die Bühne zu Beginn in Dunkel getaucht. Nach und nach schälen sich leise die Klänge von Havels „Bolero" aus der Finsternis. Schritte tappen hin und her - ein unsichtbarer Mensch tastet sich in die Erinnerung an seine Kindheit.
„hinter zimmern" nennt die Stuttgarter Performance-Künstlerin Bernadette Boos ihr von Ule Barcelos inszeniertes, im Fitz uraufgeführtes Projekt mit Objekten und Texten des Poetry-Slam. Mit kraftvoll-poetischen, wenn auch teilweise zu breit angelegten Bildsequenzen zeichnet die Darstellerin Albträume und Sehnsüchte einer Kinderseele. Eine unsichtbare, von religiösem Eifer getriebene Erwachsenenhand stößt den Kopf des Kindes ins geweihte Wasser eines gläsernen Taufbeckens.
Zwei Mädchenfüße in viel zu großen Schuhen führen einen komischen Dialog und staksen unsicher zum Kurzausflug in die Welt der Großen. Im dämmrigen Scheinwerferlicht einer Stehlampe lässt Bernadette Boos die Kleine verschämt die Posen einer Diva proben. Und ein Plattenspieler, der „Bolero"-Passagen quäkt, wird zum klebstoffartigen Tanzpartner. Das alles ist der Ausdruck eines verhinderten Aufbruchs ins Leben.