erschienen am 15.12.2015 von Brigitte Jähnigen bei Stuttgarter Nachrichten
„Zähme mich“, bellt und schnufft der Fuchs. Als Handpuppe hängt das schöne Felltier am Hals von Christian Glötzner. Als Fantasieobjekt behandelte es Antoine de Saint-Exupéry, als er die Geschichte vom kleinen Prinzen niederschrieb. „Zähme mich“, das muss dem Autoren und begeisterten Piloten auch seine Ehefrau und Muse Consuelo geflüstert haben. Als Malerin und Exzentrikerin war sie bekannt – „sie duftete und glühte für mich“, schrieb Saint-Exupéry.
Magisch zog das Paar sich an und stieß sich ab. Von eben dieser Extravaganz lebt auch die Inszenierung. Ein Reich mit zugehängten Stabfiguren ist zu entdecken, Briefe aus dem Leben der Saint-Exupérys sind zu lesen, Fundstücke aus Koffern werden ans Licht gehoben, das Stück vom kleinen Prinzen lebt aus einer erweiterten Perspektive.
Johannes Frisch hat eine Musik komponiert, zu der Glötzner in der Rolle des Eitlen aus weichen Hüften narzisstische Schritte setzt. Und überall glänzt es goldfarben. Ärmchen und Füßchen der Rose, das imposante Kopf-Accessoire des Königs, den Leib einer Natter hat Figurenbauer Frank Soehnle in goldene Farbe getaucht.
„Ich möchte der Liebe Dauer verleihen, die Freude an Jagd und Beute ist anderer Art als die der Liebe“, spricht der Fuchs. Eine gemein gewünschte, aber hoffnungslose Fantasie des polygamen Antoine de Saint-Exupéry, der untreuen Consuela auch, die ihrem schreibenden Pilotenmann Vorbild war für Rose, Schlange und Fuchs.
Saint-Exupérys mysteriösen Tod 1944 spielt das Ensemble (Regie: Vanessa Valk) als Deutung: Im Zwielicht der Bühne stürzt das Flugzeug ins Meer, der Pilot sucht Rettung – vergebens. Zu Gitarrenriffs strudelt Glötzner in Lederkleidung symbolisch dem Ende entgegen. Grotesk und schön.