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Temporeich und lustvoll

Ein Stück über die Zeit vor dem Einschlafen

erschienen am 05.07.2016 von Manfred Jahnke bei Fidena Portal

Wer kennt die Situation nicht? Wenn man einschlafen soll und doch so wach ist. In „Gute Nacht. Oder warum ich nicht einschlafen kann?“ nach Motiven des englischen Schauspielers und Kindergeschichtenerfinders Donald Bisset spielt Yana Novakova lustvoll diese Situation aus. Während das Er des Oliver W. Köhler schon im senkrecht aufgestelltem Bettkasten tut, als ob er schlafe, angelt Sie eine elektrische Zahnbürste aus einem Spiegelschränkchen, klemmt sich eine Stoffpuppe unter dem Arm und versucht ebenfalls zu schlafen. Sie wirft sich hin und her, während er sorgsam immer wieder an seiner Decke zupft - bis ein Gewitter mit Blitzen eine Zäsur setzt und geradezu zu Spielen einlädt, die immer surrealer werden.

Da tritt eine Blechkeksbüchse als Klappmaulpuppe auf, ein überdimensionaler Telefonhörer wird von Ihr über die Bühne getragen, in dem ein kleiner Kühlschrank steckt und darin wieder eine Dose mit Katzenfutter. Da verwandelt Sie sich in eine Prinzessin, malt ihm die schönste Armbanduhr der Welt auf seinen Arm. Oder die beiden lassen Katze und Hund, beides Stabpuppen, gegeneinander mit Fauchen und Gebelle antreten. Da geht die Rückwand des Bettes kaputt und schließlich tritt noch ein Herr Krokokatz auf: eine Blechkiste mit den Klappmaulköpfen von Krokodil und Katze und sonstigen Körperteilen. Am Ende tritt dann Sie mit einer Großmutterpapiermaske auf und ermahnt ironisch: „Gute Nacht!“

Bernhard M. Eusterschulte hat zusammen mit Yana Novakova und Oliver W. Köhler eine temporeiche Inszenierung geschaffen, die nicht nur die sich steigernden Situationen vor dem Schlafengehen lustvoll ausdeutet, sondern auch mit schnellen Sprachspielen arbeitet. In ihrer Rolle entwickelt Yana Novakova eine variantenreiche Mimik, während Oliver W. Köhler eher den verschmitzt zurückhaltenden Er verkörpert. Wenn ursprünglich die Aktivität von Ihr ausgeht, Er zunächst ihre Spielangebote ablehnt, so lässt Er sich doch auf Sie ein, auf seine Weise, fast phlegmatisch.

Eusterschulte führt seine beiden Spieler zu einem Paar, das sich gegenseitig ergänzt, wobei sie in ihren Rollen zwischen Kind- und Erwachsenensein changieren. Es ist ihm darüber hinaus gelungen, die unterschiedlichen Ausformungen der Puppen so in die Aufführung zu integrieren, dass Objekte und Figuren ein Eigenleben gewinnen. Was diese Inszenierung auszeichnet, ist ihr Humor, der auch ironische Seiten hat, wenn beispielsweise beim Kampf der Figuren die Melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“ ertönt, oder die großmütterlichen Ermahnungen am Ende.

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