Im Trenchcoat betritt ein Esel die Bühne des Fitz, auf seiner Hand sitzt ein Hahn. Eigentlich ist der Esel ein Theatermann (Hartmut Liebsch), der ein Stück über die Bremer Stadtmusikanten machen will, sich einen Eselskopf verpasst und bei dem Quartett eingeschlichen hat. Ein mächtiger Kopf mit der bärbeißigen Ausstrahlung einer Dogge kommt dazu, in Begleitung einer Katze, die mit vollständigem Körper auftritt. Liebsch leiht seinen lebensgroßen Tierfiguren die Stimme, und er führt sie mit der Hand. Letzteres macht er virtuos.

Um drol­li­ges Thea­ter mit Vie­chern geht es in dem jetzt im Fitz ur­auf­ge­führ­ten Fi­gu­ren­thea­ter­stück „So­lo mit Esel“ von Gyu­la Molnàr und Hart­mut Liebsch aber nicht. Zwi­schen den Tie­ren ent­la­den sich Span­nun­gen, und da­bei ent­hül­len die Tie­re ih­re Per­sön­lich­kei­ten. So ist der Hund ein do­mi­nan­tes Macht­we­sen, das aufs Wi­der­lichs­te die Kat­ze drang­sa­liert. Auf der pur ge­stal­te­ten Büh­ne (Aus­stat­tung: Hart­mut Liebsch) ste­hen vor ei­ner senk­recht auf­ge­häng­ten ro­ten Pla­ne zwei Ton­nen. Ge­mein, dass der Hund die Kat­ze in ei­ne der Ton­nen ver­frach­tet. Der ur­men­sch­li­che Kon­flikt zwi­schen Macht­an­spruch und Auf­be­geh­ren wird hier the­ma­ti­siert, und das ge­lingt mit den Pup­pen­we­sen vor­züg­lich. Ei­ne Ver­nied­li­chung be­deu­tet das nicht, son­dern ei­ne Re­duk­ti­on auf ar­chai­sche Grund­struk­tu­ren.

Manch­mal nimmt Liebsch den Esels­kopf ab und zi­tiert aus au­then­ti­schen oder fik­ti­ven Brie­fen, die er mit der Bit­te um Thea­ter­för­de­rung ver­fasst hat. Ein Ge­winn für das Stück ist das nicht, die Vie­rer­kon­stel­la­ti­on der Tie­re ist in­ter­es­sant ge­nug. Die Dog­ge ent­schul­digt sich spä­ter für ihr ge­mei­nes Ver­hal­ten und psy­cho­lo­gi­siert noch ein biss­chen: „Ich war ein Ket­ten­hund.“ Die Tie­re spin­nen Träu­me aus, die Wün­sche von Men­schen sind. So ope­riert das Fi­gu­ren­thea­ter mit Tier­pup­pen in der mensch­li­chen Welt, zeigt die­se Welt wit­zig re­du­ziert vor und iro­ni­siert sie zu­gleich.