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Vielversprechendes Talent

erschienen am 05.06.2013 von Adrienne Braun bei Stuttgarter Zeitung

Ein Wannenbad würde vermutlich nicht schaden. Das Oberteil müsste auch mal in die Wäsche. Keine Frage: diese Frau hat schon bessere Zeiten erlebt. Jetzt zieht sie mit ihrem Hackenporsche und zahllosen Plastiktüten durch die Straßen, weil sie kein Zuhause mehr hat. Schön ist sie wahrlich nicht anzuschauen mit ihren Leggins, durch die sich das Oberschenkelfett drückt. Die Haare sind ausgedünnt, lang und fettig, die Nase rot und knollig, das Gesicht grau und speckig.

Es ist eine meisterhafte, komische wie prägnante Maske, die Julia Raab angefertigt hat. (…) Julia Raab ist in jedem Fall ein vielversprechendes Talent. In ihrem Solo bilanziert sie ohne Text eine traurige Lebensgeschichte, die ahnen lässt, dass auch diese gescheiterte, tragikomische Frau, die jenseits der Gesellschaft lebt Sehnsüchte und Träume hat. (…) Dabei ist diese kleine, feine Inszenierung subtil, melancholisch und bitter, ist hier selbstironisch, dort scharf gesellschaftskritisch. (…)”

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