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Von der Gerechtigkeit der Welt

erschienen am 05.03.2007 von Christian Ruf bei Dresdner Neueste Nachrichten

„Angehende Puppenspieler aus Berlin präsentierten im Societätstheater zwei Inszenierungen.
‚In der Weltpolitik spritzt so mancher, der sich als Feuerwehrmann ausgibt, mit Benzin’, konstatierte schon der englische Philosoph Bertrand Russell. Auch in dem Roman ‚Fahrenheit 451’, dessen Titel sich auf die Temperatur bezieht, bei der sich Papier entzündet, von Ray Bradbury ist mit der Feuerwehr etwas nicht in Ordnung: Sie löscht nicht die Brände, sie entfacht sie. Vor allem Bücher landen im Feuer – denn sie zu lesen oder gar zu besitzen ist in dieser Vision eines auf Unmündigkeit des Bürgers beruhenden totalitären Staates verboten, sind sie doch mit schuld daran, wenn einer nicht systemkonformes Denken und Handeln an den Tag legt.

Der 1953 in New York erschienene Roman Bradburys war Grundlage für die Diplominszenierung ‚Fahrenheit 451’, welche die Abteilung Puppenspielkunst der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin am Donnerstag im Societätstheater vorstellte. Unter der Regie von von Dagmar Albert und Heiki Ikkola präsentierten vier Puppenspiel-Studenten und ein Musiker, der improvisierte elektronische Klänge beisteuerte, die Geschichte um den nicht nur an seinem Beruf zweifelnden, sondern sich auch um die Gerechtigkeit der Welt und die Mechanismen der Gesellschaft sorgenden Guy Montag. Er liefert sich mit seinem Vorgesetzten Beatty ein Duell um die Beherrschung des Systems. Am ziemlich abrupten Ende keimt ein klitzekleiner Funken Hoffnung auf, denn Montag wird mit den Worten ‚getröstet’: ‚Geduld, unsere Zivilisation reißt sich selbst in Stücke.’

Im Zentrum der Bühne von Ingo Mewes ist eine Art drehbare Wäschespinne, ein Drahtgestell, das auch Antennensystem sein kann, und in dem Stab- und andere Puppen balancieren, tanzen, Konflikte austragen... Albert und Ikkola haben viele stimmige Bilder gefunden, ob Sirenengeheul oder Schatteneffekte, akustisch wie visuell ist die vor Einfällen strotzende Inszenierung eine runde Sache. Für den Rest an Schwung sorgt die Spielfreude der jungen Puppenspieler.“

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