Menü

Wie die Liebe das Böse überwindet

Das Figurentheater FITZ zeigt das Theaterabenteuer „Krabat“

erschienen am 18.10.2010 von Horst Lohr bei Stuttgarter Nachrichten

Was soll man mehr bewundern an diesem Bühnen-Albtraum: Die geheimnisvollen Klangwelten von Charlotte Wildes Live-Musik mit ihren von der Elektrovioline angetriebenen drängenden Loops? Die von Christiane Zanger inszenierten gruslig-schönen Bilder? Oder die Präsenz der Figurenspieler Pawel Chomczyk, Florian Feisel, Dagmara Sowa und Michael Vogel? Alles an diesem nur gut eine Stunde kurzen Freitagabend im Fitz fügte sich zum besondern Erlebnis. „Krabat“, nach dem gleichnamigen Jugendbuch von Otfried Preußler, ist eine Koproduktion des Figurentheaters Wilde & Vogel, der polnischen Grupa Coincidentia und des Berliner Figurenspielers Florian Feisel. Ihr Theaterabenteuer mit Puppen, Masken und Musik lockt in ein Schattenreich des Unbewussten, wo das Böse als Teil menschlichen Seins seinen Sitz hat. Hier herrscht, mit einem schwarzen Tuchfetzen überm eleganten Jackett und einer fratzenhaften Halbmaske (Bühne und prächtige Figuren: Michael Vogel) ein mysteriöser Müllermeister, zynische Ausgeburt des chronisch Diabolischen. Mit brutaler Gewalt lehrt er seine elf Gesellen und den Waisenjungen Krabat die Kunst der Schwarzen Magie. Meisterhaft tauchen die vier Darsteller mal als Erzähler, mal als Spieler in die Zwischenwelten ein. Hier fliegen winzige Raben durch den Raum. Die kleine Krabat-Puppe wird erst von des Meisters Gesellen bedroht, einer unheimlichen Maskenphalanx der Gezeichneten. Später schwebt sie von Zauberkräften bewegt schwerelos durch die Luft. Immer wieder brechen die Spieler den Grusel mit komischen Szenen auf, etwa wenn die Gesellen ein Fest mit frechem Kasperltheater feiern. Am Ende dringt strahlende Helle ins Unterweltdunkel. Ein filigranes Puppenmädchen erlöst Krabat aus der magischen Macht des bösen Meisters. Eng umschlungen sitzen die beiden Winzlinge allein auf der Bühne. Die Macht der Liebe überwindet das Böse in diesem zarten Bild an diesem wundersamen Theaterabend.

Betrifft: