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Wie kommt das Lied in all die Dinge?

Im Figurentheater Stuttgart spielt Antje Töpfer „Das kleine Ohrwürmchen" für jüngste Zuschauer

erschienen am 22.03.2010 von Brigitte Jähnigen bei Stuttgarter Nachrichten

Mucksmäuschenstill. Kurze Augenblicke hin zu Mama und Papa, dann Däumchen in den Mund gesteckt und die Ohren geöffnet in dieser Oase der Ruhe, die das Stuttgarter Zentrum für Figurentheater knapp neben der lärmenden Eberhardstraße an diesem Samstagnachmittag bietet.

Antje Töpfer lüftet vor einem weißen Akustiksegel den grünen Gazeschleier vom Cello, entlockt dem Instrument ein zartes Glissando, wiederholt die Töne mit ihrer Altstimme: „Ich bin die Frau, die singt, und das ist mein Holz, das klingt." Ein winziger Specht taucht als Fingerpuppe auf, klopft auf den Bauch des Cellos, verschwindet wieder. Ein Würmchen windet sich am unsichtbaren Faden an der Stuhllehne hinauf. Die Figurenspielerin wandelt das alte Kinderlied vom wandernden Ringlein zum wandernden Würmlein. Das Tier verschwindet in zwei künstlichen, aufgeklappten Ohrmuscheln, sucht ein Zuhause als Ohrwürmchen. Eine grüne Ranke wächst am Stuhl empor. „Eine Blume!", sagt ein Kind voller Andacht. Durch die Pflanze genährt, werden Ohr und Würmchen zu einem Falter, der zu den Kindern schwebt.

Eine halbe Zauberstunde lang beglücken Antje Töpfer als Akteurin und Christiane Zanger als Regisseurin das jüngste Publikum und seine erwachsenen Begleiter mit kurzen, sich wiederholenden Reimen, mit Kinderliedern in Fünftonreihen und einem überschaubaren Mitspielerteam aus zwei Figuren, Joseph von Eichendorffs Poesie „Schläft ein Lied in allen Dingen" wird hier zu einem Ruhe suchenden und findenden „Klingt ein Lied in allen Dingen". Die kleine Ohrwürmchen-Produktion ist Balsam pur für die Jüngsten in einer akustisch und visuell überreizten Zeit.

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