"Die wilden Schwäne" im Theater Fitz zwischen Schauspiel und Materialtheater
erschienen am 2.4.05 von Arnim Bauer bei Ludwigsburger Kreiszeitung
Stuttgart - Zu einer Wanderung zwischen Welten und zu einer Zeitreise gleichermaßen laden Anne-Kathrin Klatt und Michael Miensopust im Figurentheater Fitz ein, wenn sie auf der Basis des Andersen-Märchens "Die wilden Schwäne" ihr neues Stück vorstellen.
Die Welten, das sind zum einen Kinder- oder Erwachsenentheater, aber auch Materialtheater, Schauspiel und filmische Elemente. Es ist zudem die Welt der alten Stummfilmdiva, die sich per emotionaler Zeitreise aus dem Hier und Jetzt in die Erfolge ihrer Vergangenheit flüchtet. Erfolge, die sie mit ihrem Diener Max immer wieder aufleben lässt, und die sich in der Geschichte der "wilden Schwäne", wo die Schwester die zu Schwänen verwandelten Brüder erlösen will, materialisieren.
Es ist ein ambitioniertes Projekt, das weitgehend auch gelingt. Unter Miensopousts Regie spielen die beiden ein riskantes, aber spannendes Spiel mit vielen offenen und versteckten Hinweisen und Zitaten, das die Fragen nach Kinder- oder Erwachsenenspiel, nach Material- oder Schauspieltheater, nach heute oder gestern wunderbar in der Schwebe hält. Nur zu Beginn leidet die Darbietung etwas unter dem zu schrillen Überspielen von Ann-Kathrin Klatt in der Rolle der alternden Diva. Das wird aber längst wettgemacht durch hübsche Einfälle, vor allem durch die wirklich starken, mit typischer Musik unterlegten Stummfirmsequenzen, die auf der Bühne des Stuttgarter Figurentheaters parodistische und doch ernst genommene Züge bekommen. Und alle haben etwas davon: Kinder ein spannend und ungewöhnlich erzähltes Märchen, Ältere eine unaufgeregte Beschäftigung mit dem Ruhm und seinen Folgen, alle aber auch sehr viel Klein- und Feinarbeit der beiden Darsteller, die immer einen Hingucker lohnen.