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„Zerreißen kann gewalttätig sein“

erschienen am 03.01.2016 von Armin Friedl bei Stuttgarter Nachrichten

Frau Gottschalk, was erleben die Zuschauer in Ihrem Stück?

Es ist ein Stück von und mit Papier in seinen verschiedensten Erscheinungsformen. Man kann so viel mit Papier machen: bedrucken, beschreiben, zerknüllen, falten, zerreißen und noch vieles mehr. Was mich auch noch interessiert: Ich hänge gerne Papier, mal ganz große oder ganz kleine Stücke, an Fäden in den Raum. Da bin ich eben doch noch sehr Marionettenspielerin.

Erzählen Sie damit eine Geschichte?

Ja, aber ob die Besucher sie erkennen, da bin ich noch gespannt. Es ist mehr eine innere Geschichte. Und es gibt klare erzählerische Momente: Da gibt es etwa die Maske aus Zeitungspapier, die sich sehr mit Zeitungspapier beschäftigt, indem sie etwa Artikel heraustrennt und diese dann förmlich in sich verspeist. Man kann da ungefähr unterteilen in emotionale und eher kopfgesteuerte Momente: Für das Emotionale steht beispielsweise das Zerknüllen von Papier, in den Kopfmomenten überwiegen eher klar strukturierte Motive wie quadratisches Papier. Und es kommen noch zwei gefaltete Masken hinzu, wie sie der Figurenspieler und mein Mentor Albrecht Roser verwendet haben – etwa in der Inszenierung seiner „Geschichte vom Soldaten“ oder in seinem Film „Roby, Toby und das Fliewatüüt“. Man kann in dieser Inszenierung auch mein Bild von Taiwan erkennen, dort kam ich während eines Gastspiels auf die Beschäftigung mit Papier.

Wird das dann ein sehr ruhiger und meditativer Abend?

Das Zerknüllen und Zerreißen von Papier kann zu einem sehr gewalttätigen und lauten Akt werden. Und dann ist noch die Percussionistin Ania Füsti mit auf der Bühne, die auch mit Dingen Töne produziert, die man jetzt nicht als Musikinstrumente sieht. Sie hat all die Probenprozesse begleitet, da entsteht eine sehr enge Verbindung zwischen ihrem und meinem Spiel.

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