Fünf Exponate

Ein Abend mit Alex von Humboldt – super Wissenschaftler, Namensgeber des Humboldt-Forums, zweiter Entdecker Amerikas! Selbst sowohl in der Rolle der Entdeckten als auch der Entdecker*innen brechen drei Latinx Performer*innen den humboldtschen Blick. In Skulpturen, Pflanzen, Steinen und ihren eigenen Biografien suchen sie nach dekolonialen Gegengeschichten. Aus zwei Produkten – Kartoffeln und Gips – kreieren sie ein schillerndes Gespinst aus unvermuteten Bildern und dichten Erzählungen.

Spielort & Tickets: Theater Rampe Tel.: 0711 620 09 09 – 0 | Mail karten@theaterrampe.de

Die biografische Materialperformance »Fünf Exponate« von KMZ Kollektiv ist ein Plädoyer gegen den westlichen Blick. Das lateinamerikanisch-europäische Team zeigt dekoloniale Perspektiven auf das komplexe Themengeflecht um Museen, Erbe, Aneignung, Rückgabe, Wissen und Glaube in einer postkolonialen Gegenwart und verhandelt die Möglichkeiten von Dialog und Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen globalem Süden und Norden.

Das Stück nimmt seinen Ausgangspunkt bei Alexander von Humboldt (1769-1859) und seinen noch heute wirkmächtigen Reisen nach Lateinamerika, sein sogenanntes Entdecken und Benennen von Tieren, Landschaften und Pflanzen - seine „Aufklärung“, die den Blick mitunter verstellt.

Die beiden Performer:innen Laia RiCa und Antonio Cerezo sind in Lateinamerika geboren und im Westen sozialisiert. Sie erzählen, wie die kolonialen Überschreibungen noch heute in ihnen und im kollektiven Unterbewusstsein ihrer Familien nachwirken und begeben sich auf die Suche nach einem Wissen, das durch die Kolonialisierung Lateinamerikas unterbrochen wurde. Von ihnen betrachtet werden die Exponate Kartoffeln und Gips. Kartoffeln als lebendige Pflanze, als Metaphern für erfolgreich integrierte Migrant*innen, die Herkunft, die Formbarkeit, die Qualität der Anpassungsfähigkeit. Gips für die billige Reproduktion gestohlener und heute in europäischen Museen ausgestellter lateinamerikanischer Objekte, wie z.B. den Kogi Masken, die in Dahlem bewacht werden. Die Klangwelt von Yahima Piedra Córdova geht von diesen Materialien und ihrem Sound aus. Die Musikerin ist als dritte Performerin live auf der Bühne und erweckt ihre Komposition bei jeder Aufführung erneut zum Leben. Die Live-Visuals der Videokünstlerin Daniela del Pomar sind Bühnenbild und geben dem Publikum dokumentarische Einblicke in die Exponate auf der Bühne, führen mikroskopisch in die verborgene innere Welt von Kartoffelpflanzen und Gips, und folgen mit Comicstrips Humboldts Reise und seiner performativen Dekonstruktion.

In ihrer mehrfach ausgezeichneten Produktion »Kaffee mit Zucker?« hat sich das Kollektiv breits mit kolonialen Kontinuitäten und biografischem Material auseinandergesetzt. Hier knüpft die Gruppe aus El Salvador, Mexiko, Kuba, Spanien und Deutschland mit ihrer neuen Produktion an. »Fünf Exponate« ist ein Plädoyer gegen intellektuelle Überlegenheit und den Dualismus zwischen Zivilisation und Barbarei, Wissen und Aberglauben, wir und sie.

 

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