Utopienwerkstatt Marcus Kohlbach, Regisseur, Stuttgart | Oliver Prechtl, Performer und Musiker, Stuttgart
Materialrecherche für eine genreübergreifendes Theaterexperiment
Materialrecherche zur Schaffung eines genreübergreifenden Theaterexperimentes, für welches "Die Geschichte von der unbekannten Insel" von José Saramago als Ausgangspunkt verwendet wird. Das Stipendiums dient dazu, Text und Musik in einer Wort-Musik-Struktur zu vereinen, welche als offene Vorlage fungiert, das Theaterexperiment mit Wort, Klang, Licht, Schatten und Bewegung zum Leben zu erwecken.
Audiofile: Probenausschnitt. Die Stipentiaten Oliver Prechtl und Marcus Kohlbach waren im Rahmen ihrer künstlerischen Forschungsarbeit zu Gast bei der Performance-Plattform SAAL FREI im Produktionszentrum Tanz + Performance Stuttgart. Dort wurde im Austausch mit den Künstler*innen der Plattform das erarbeitete Material präsentiert und gleichzeitig im interaktiven Dialog weiter entwickelt. In der Probe improvisierten Tänzer*innen des Ensemble Instant PIG, der Musiker Oliver Prechtl und Marcus Kohlbach als Sprecher in der installativen Anordnung diverser Mikrofone und Mikrofonständer im Performanceraum. Die Sprache bildete unmittelbar die Grundlage für den musikalischen Live-Remix via der App Samplr. Desweiteren wurde ein Radiogerät als Instrument verwendet.
02.03.21 Zwischenbericht
Wie geht es eurem Projekt mit euch?
Sehr gut. In gemeinsamen Vorbesprechungen haben wir unsere dramaturgische Recherche produktiv in den Prozess einfließen lassen: Die Untersuchungen der Symbolwelten der Geschichte, die in der Geschichte verwobenen literarischen Verweise und philosophischen Konzepte, die Traumstruktur der Geschichte, die man beschreiben kann als die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt - der alt-ägyptische Ouroboros – ein Symbol für die Ewigkeit. Wir sind dann in den vergangenen Wochen dazu übergegangen, im Studio von Oliver Leseproben mit Live-Elektronik und Musik durchzuführen. Dabei ging es vorrangig darum, das zuvor gesammelte Material in Form von Texten, musikalischen Motiven, Audio-Clips und spontan vorgefundenem Material wie auch bei der Probe vorgefundenen Objekten miteinander zu kombinieren und mögliche sprachliche und musikalische Interaktionen experimentell zu erforschen.
Was hat euch in den ersten vier Wochen am meisten überrascht?
Die Ausgangsthese des künstlerischen Forschungsvorhabens, die lautet, dass die Form des Kreises bzw. der Kugel bei der Suche nach einem gemeinsamen musikalisch-sprachlichen Raum eine zentrale Rolle spielt, hat sich in einem Maße bestätigt, das positiv überrascht hat und für eine mögliche Weiterentwicklung äußerst wertvoll ist. Sehr hilfreich war und ist in dem Zusammenhang die Möglichkeit, die das Stipendiums geboten hat – ein ausgedehnter Zeitraum, in dem es möglich ist, produktive „Fehlwege“ zu gehen und wertvolle Spuren zu vertiefen ohne dem unmittelbaren „Produktionszwang“ ausgeliefert zu sein. Das führte zu einer Stärkung der inhaltlichen und ästhetischen Ausrichtung. Auf persönlicher Ebene bedeutete das konkret, die Möglichkeit zu haben „zurückzufinden“ zu einer Freiheit des künstlerischen Seins und Suchens - eine Freiheit, die von der Wirklichkeit der Produktionswelt manchmal kontraproduktiv untergraben wird.
Könnt ihr etwas beschreiben/zeichnen/fotografieren, das ihr in zweite Hälfte eurer Residenz mitnehmen würdet? Warum gerade dieses?
Wir nehmen den Mut und die Lust mit, sich auf die schier unüberschaubare Anzahl an Möglichkeiten einzulassen; aktiv handelnd in jedem Moment offen zu sein, sensibel zu sein für mögliche Richtungswechsel und Neubewertungen von Situationen. In der Phase, in der wir uns innerhalb des Projekts aktuell befinden, ist die Planänderung Teil des Plans. In dieser Phase findet das künstlerische Experiment statt.
24.03.2021 Abschlussbericht
Zu Anfang der Stipendiumsphase haben sich Oliver Prechtl und Marcus Kohlbach zu einer Vorbesprechung getroffen. In den folgenden Wochen sind sie dazu übergegangen, im Studio von Oliver Prechtl Leseproben mit Live-Elektronik und Musik durchzuführen. Dabei ging es vorrangig darum, das zuvor gesammelte Material in Form von Texten, musikalischen Motiven, Audio-Clips und spontan vorgefundenem Material wie auch bei der Probe vorgefundenen Objekten miteinander zu kombinieren und mögliche sprachliche und musikalische Interaktionen experimentell zu erforschen. Zur Mitte der Stipendiumsphase konnten Oliver Prechtl und Marcus Kohlbach auf der Bühne des Residenztheaters FITZ Stuttgart Bauproben durchführen. Dort führten sie die Leseproben fort und erprobten dabei die Variabilität und Mobilität des Materials.
Während der Materialrecherche ist es empfehlenswert, den Mut zu haben, sich auf diese schier unüberschaubare Anzahl an Möglichkeiten einzulassen; aktiv handelnd in jedem Moment offen zu sein, sensibel zu sein für mögliche Richtungswechsel und Neubewertungen von Situationen. In der Phase, in der sich Marcus Kohlbach und Oliver Prechtl innerhalb ihres Projekts aktuell befinden, ist die Planänderung Teil des Plans. In dieser Phase findet das künstlerische Experiment statt. Es ist ratsam, zu gegebenem Zeitpunkt erste Zwischenergebnisse im kleinen Kreis zu präsentieren und in künstlerischen Dialog zu treten. In der Realisation, welche nach dieser Phase kommt und nicht Teil dieses Stipendiums ist, sollte der Moment gefunden werden, zum Einproben und Festigen der Strukturen überzugehen.
Perspektivisch ist das Ziel aus der Recherche ein genreübergreifendes Theaterexperiment, eine Komposition in Form einer Theater-Performance zu entwickeln. Das erarbeitete Material dient in diesem Sinne auch als Grundlage für zu stellende Förderanträge. Es ist erwünscht, dass Künstler*innen aus verschiedenen Disziplinen in einer Probenphase eine Inszenierung erarbeiten, welche inhaltlich nach musikalisch-formalen Prinzipien strukturiert ist.
Kontakt:
Marcus Kohlbach
utopienwerkstatt@culturebase.org
Oliver Prechtl
mail@oliverprechtl.de