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Das schöne Inseldasein

Daniela Hense auf dem „Podium“ des Theaters marotte

erschienen am 22.6.2005 von Ute Bauermeister bei Badische Neueste Nachrichten

Was für ein Leben! Früh aufstehen, im Meer baden, lesen, schreiben, in der Sonne liegen und am Nachmittag zeichnen oder eine Gaststätte besuchen. So ein Inselleben hat wahrlich viele Reize. Aber nicht nur über Sprache lotet Daniela Hense diese Vielfalt aus, vielmehr bietet ihre Eigenproduktion eine Fülle aus Sinneseindrücken.

Selten gibt es auf der Bühne soviel liebevolle Details zu entdecken, wie an diesem Abend im marotte-Figurentheater. Innerhalb der Reihe „Podium“ stellte die Absolventin der Hochschule für Darstellende Kunst und Musik Stuttgart ihre Diplomarbeit „Eine Insel in der See“ vor.

Sie liefert eine fantasievolle und intensive Darstellung der Insel Hiddensee. Immer wieder öffnet sie eine alte Holzkiste, es ertönt sattes Meeresrauschen und ihre Hand taucht mit einem Fisch durchs imaginäre Wasser. In einer mit Sand gefüllten , schräg aufgestellten Schublade erleben ihre Fingerpuppen herrliche Strandszenen. Mit einer aus Seilen konstruierten Figur buddelte sie hinreißend komisch nach Fundstücken im Sand. Zuvor knabberte eine Muschelmarionette munter die Zehen der Schauspielerin an. Eine kleine Diashow ( wobei die Dias in einem Stück Treibholz steckten) zeigte Impressionen vom Strand , während Hense Auszüge aus einem Reiseführer rezitierte , der allerdings schon mindestens ein Jahrhundert auf dem Buckel hatte.

Dass man neuerdings Haare lüfte und auf Hüte verzichtete oder gar barfuß in aufreizender Bademode über den Sand schlendere, gehört zu den Beobachtungen. Ob Hense nun Gedichte von Joachim Ringelnatz, Texte von Gerhard Hauptmann , Rezepte oder Kurzgeschichten mal hochdeutsch mal berlinerisch vortrug, immer wühlte sie dabei mit den Fingern im Sand, zog an Schnüren, zauberte Marionetten aus der Schublade , zündete Lichtlein an, ließ Leuchttürme auf Fischerbooten blinken oder spielte Akkordeon im Strandliegestuhl. So entstand eine verführerisch dichte Inselatmosphäre. Im Dezember wird die Reihe fortgesetzt.

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