Das Fitz lädt Kinder ab vier Jahren zur Reise in die Welt der Schatten ein.
erschienen am 11.11.2019 von Brigitte Jähnigen bei StZN
Der Mensch und sein Schatten beschäftigt die Mythologien aller Kulturen. Er scheint am Menschen zu kleben wie Kaugummi an den Schuhsohlen; mit seiner Beweglichkeit folgt er dem Menschen überallhin. Nicht einmal Weglaufen hilft, dem Schatten zu entkommen. Seine Hartnäckigkeit ist bedrohlich, manche Kinder ängstigen sich vor dem dunklen Verfolger. Dass die Schattenwelt auch für Kinder kein Grund zum Fürchten sein muss, erlebte das Publikum bei der Samstagspremiere von „Schattenwerfer“ im Fitz. Durch Halogenlichtquellen können sich Licht und Schatten frei im Raum bewegen; so wird das Schattentheater zur wundersamen Choreografie mit Zauberei-Effekten.
Das Tangram-Kollektiv, das sind Sarah Chaudon und Clara Palau y Herrero, lässt die Schatten von Alltagsobjekten wie Tassen vor und hinter Stellwänden dank mehrerer Lichtquellen wachsen und schrumpfen. Die Spieler führen ein flexibles Figürchen, das proportioniert ist wie eine Giacometti-Skulptur, über Lampen und die Tastatur eines Miniklaviers, der Schatten ist immer dabei. Schließlich wird Clara Palau y Herrero im Ganzkörperanzug selbst zur Schattenfigur.
Das alles spielt auf abgedunkelter Bühne und ist so faszinierend, dass kein Kind ängstlich nach der Mama ruft. Die Produktion des Tangram-Kollektivs, für die Tobias Tönjes die Dramaturgie übernahm, sprüht vor Ideen, Humor und überrascht mit Spieluhrmelodien. Dass die fesselnden „Schattenwerfer“-Spielereien durchaus auch eine zweite Ebene vermitteln können, kommentiert ein zehnjähriger Zuschauer nach dem heftigen Premierenapplaus: „Als Schatten darf man sein Leben nicht selbst entscheiden.“