erschienen am 02.12.2016 von Julia Lutzeyer bei Stuttgarter Nachrichten
Es ist ein Gastspiel und doch ein Heimspiel: Mit „Das Versteck – Ein Märchen vom Suchen und Finden“ tritt das Theater Miamou aus Berlin im Figurentheater Fitz auf. Dahinter steht Mirjam Hesse, die nach ihrem Stuttgarter Figurentheater-Studium an die Spree abwanderte. In der Koproduktion mit der Schaubude Berlin agiert die junge Puppenspielerin eine knappe Stunde lang als Alleinunterhalterin und doch umschwirrt von sieben Figuren auf der Bühne. Manche von ihnen wechseln sogar die Größe und von der zweiten Dimension in die dritte, je nachdem, ob sie nah oder entfernt auf-treten. Ohne jemals das Geschehen aus den Augen zu verlieren, baut Hesse mehrseitig bemalte Holzboxen zu variablen Bühnenbildern um, lässt Palmwedel zu Vogelschwingen werden, zeigt, dass zwei bemalte Tücher als ungleiche Brüder überzeugen und bewegt einen Fisch so schwungvoll durch die Luft, dass der nur durch ein blaues Band angedeutete See hohe Wellen schlägt. Das alles geschieht in vertrauensvoller Langsamkeit und doch ganz im Fluss des märchenhaften Geschehens.
Am Freitagmorgen hatte „Das Versteck“ unter der Regie von Enno Podehl, der mit Gitarrenklängen auch für die musikalische Begleitung sorgte, seine Fitz-Premiere. Von der grimmschen Vorlage „Das Meerhäschen“ hat das Theater Miamou den Kern der Geschichte um eine Königstochter übernommen, die aus ihren zwölf Fenstern alles sehen kann und sich deswegen einen Bräutigam wünscht, den sie nirgends entdecken kann. Zahmer als in der mitunter grausamen Vorlage, ist die Prinzessin hier nur ein wenig kontrollsüchtig, aber kein garstiges Wesen, das es trickreich zu zähmen gilt. (juf)