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Das Fitz lädt zur Fantasiereise

erschienen am 02.04.2011 von Horst Lohr bei Stuttgarter Nachrichten

Welch köstliches Theatererlebnis: Pausenlos lässt das virtuose, komische Spiel mit Puppen, Objekten und Akrobatik die Zuschauer vor Vergnügen glucksen. „Zirkus Sardam" heißt die Koproduktion der Schaubude Berlin mit dem Figurentheater Stuttgart (Fitz) nach dem gleichnamigen Stück des Petersburger Dichters Daniii Charms.

Regisseur Hendrik Mannes nutzt die Paradoxien der 1935 gleich nach der Premiere von Stalins Zensur verbotenen Geschichte vom Scheitern einer Zirkusvorstellung für eine fantastische Reise in die Unendlichkeit des Surrealen. Statt von oben verordneter Lebensnormen regiert hier das Gesetz des Absurden und die anarchische Komik, zelebriert von einem brillanten Darstellertrio. Aufreizend stoisch verbietet Bühnenmusiker Christoph Hamann als Zirkusdirektor dem Clown (Florian Feisel) seine kläglichen Versuche, läppische Kunststücke vorzuführen. Stattdessen dürfen er und die rotzig-zerbrechliche Ballerina (Anna Fregin) artistisch in Metallkugeln verschwinden und als seelenlose Stahlwesen über die Bühne rollen. Animiert von Hamanns pulsierenden Zirkusklängen auf Violine, Akkordeon und Melodica gleiten Feisel und Fregin von einer absurden Situation in die nächste. Sie verwandeln eine Latexratte zum Menschlein mit Stummelbeinen. Oder lassen zarte Plastikfische durch die Luft schweben. Eine Holzpuppe mit Weltschmerzblick jongliert sich in den Bühnenhimmel. Und als Höhepunkt des grotesken Spiels mutiert Florian Feisel zum Monsterkrokodil. Das tänzelt grazil wie eine Elfe durch den Raum und verschlingt seine Dompteuse mit Haut und Haaren.

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