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Der große Traum des dummen August

Premiere eines ganz besonderen Theaterstücks im Zirkuszelt

erschienen am 14.05.2007 von Katharina Schönwitz bei Stuttgarter Zeitung

Figurentheater, Akrobatik und Pferdedressur: aus dieser sehr ungewöhnlichen Mischung besteht das Stück „August, August, August". Es ist jetzt in einem Zirkuszelt im Unteren Schlossgarten aufgeführt worden. Mit dabei sind Jugendliche vom Circus Circuii der Jugendhäuser.

August hat einen Traum. Einmal möchte er nicht länger der dumme Clown sein, sondern die stolzen Lipizzaner-Schimmel dressieren. Doch das darf nur der Zirkusdirektor. Die Nummer sei nichts für Clowns, sagt dieser. Da müsse August schon selber Direktor werden. August verliert keine Zeit und versucht alles, um Direktor zu werden. Mit seiner Fantasie überwindet er alle Hindernisse: „Denn ich möchte nur einmal in meinem Leben die weißen Lipizzaner frisieren", beteuert August immer wieder.

Dieses Theaterstück „August, August, August" von dem tschechischen Autor Pavel Kohout wird wohl nur selten an einem solch authentischen Ort gespielt: in einem Zirkuszelt im Unteren Schlossgarten, auf dem Gelände des Spielhauses, leuchtet das rotweiße Zelt hinter Bäumen hervor. Doch nicht nur das macht die Aufführung besonders. Die Produktion ist in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Figurentheater Fitz, dem Circus Circuii und dem Figurentheater Hibiskus entstanden. August, der Direktor, der Stallmeister mit seinen Pferden und alle anderen Personen werden von Puppen gespielt.

Und dann gibt es noch eine Besonderheit, denn das Stück wird von einer echten Pferdedressur und artistischen Kunststücken unterbrochen. Vanessa ßaisch trainiert beim Circus Circuli, der in Zusammenarbeit mit den Stuttgarter Jugendhäusern gegründet wurde. Kopfüber baumelt die 18-Jährige am Trapez in zwei Meter Höhe. Mit Schwung zieht sie sich nach oben, dreht sich um das Trapez und hält grazil verschiedene Posen. Bei ihr sieht es kinderleicht aus, doch tatsächlich sind jahrelanges Training und viel Kraft nötig.

„Am Trapez bin ich erst seit drei Jahren", wiegelt die Abiturientin schüchtern ab: „Eigentlich jongliere ich am liebsten." Auch Hanna, Lisa und Lena kennen keine Angst. Am Vertikaltuch, das wie ein überlanges Betttuch aussieht, ziehen die drei sich bis unter den Zelthimmel. Erst wickeln sie sich nacheinander in das Tuch ein, lassen los und rotieren zum Boden, um kurz vorher durch das Tuch abgebremst zu werden. Für die drei 14-Jährigen ist „August, August, August" eine völlig neue Erfahrung. Denn in der Manege sind die drei schon öfter aufgetreten, doch nicht mit Schauspielern zusammen. „Aber das macht Spaß, und alle sind total nett", freut sich Hanna über die Abwechslung.

Auf die Idee zu der Kombination aus Zirkus, Figurentheater und einer echten Pferdedressur kamen die Schauspielerinnen Dragica lvanovic und Ina Hermanns schon vor fünf Jahren, die Realisierung scheiterte damals am Geld. Doch vor sechs Wochen konnte es mit den Proben losgehen. Für Ina Hermanns hat das Stück eine ganz besondere Bedeutung. „Ich habe mich damit vor zwanzig Jahren auf der Schauspielschule beworben und wollte es schon immer mal aufführen", beschreibt sie ihre Motivation.

Mit der Pferdedressur hatte Christian Bollow vom Figurentheater am Anfang aber so seine Probleme: „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie ein Pferd und unsere Figuren zusammenpassen sollten." Doch nach der Vorpremiere am Samstagabend war auch er restlos überzeugt. Beim großen Finale am Ende spendeten die 300 geladenen Zuschauer kräftig Applaus. Es ist für Erwachsene und Kinder ab neun Jahren geeignet.

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