Menü

In ihrer Trauer rücken die Tiere zusammen

Im Fitz konfrontiert „Das platte Kaninchen“ einfühlsam mit dem Tod

erschienen am 06.11.2017 von Brigitte Jähnigen bei StZN

Das Kaninchen ist tot. Als steingrauer Schatten liegt es auf der Straße, hinter ihm eine Hochhaussiedlung aus Pappkartons. Das Kaninchen wohnte in Nummer 34. Aber jetzt ist alles Klingeln vergeblich. Eben noch haben Yana Novakova, Robert Atzlinger und Roderik Vanderstraeten, die unter dem Namen Bunny Works for Five im Fitz antreten, als Hund, Ratte und Musiker Bekanntschaft mit dem Publikum geschlossen. Mit Humor entsteht eine lockere Spielatmosphäre, dem das kleine und große Premierenpublikum neugierig folgt. Klingeln und Hupen mischen sich in die Straßenszenerie. Plötzlich liegt das Kaninchen da, die Zunge aus dem Maul gestreckt. „Hast du das gesehen?“, erschrecken sich die Tiere. Der Hund – eine kindergroße Figur mit Wanst und Klappmaul – hechelt. Die Ratte – eine Handpuppe mit überlangem Schwanz – schnieft (Figurenbau: Oliver Köhler). Bernhard M. Eusterschulte, der das Kinderbuch von Bárdur Oskarsson für die kleine Bühne adaptierte, entschied sich für einen distanzierenden Schnitt. Die Figurenspieler wechseln ihre Rollen, werden zu Schauspielern und erzählen den Buchtext.

Das Sterben wird nicht gezeigt, nur mit knappen Worten beschrieben. Dann zupft Roderik Vanderstraeten eine gebrochene spanische Melodie auf der Gitarre. Der Hund, nun als Riesenmaske auf dem Kopf von Yana Novakova, benetzt zitternd das Kaninchen mit Wasser. Doch die Reanimation glückt nicht. Ganz nah verfolgen die Kinder mitten in der Szenerie auf Papphockern die Entwicklung. Immer wieder werden sie aktiv in die Inszenierung einbezogen. Bei einem Platzregen (es genügt ein gesprochenes „plopp, plopp“) rücken die Tiere unter einem Schirm zur Trauergesellschaft zusammen. Ein letzter Versuch am nächsten Morgen – das Kaninchen soll aufstehen und in die Schule gehen – zeigt in einer bewegenden, aber nicht sentimentalen Szene die Endgültigkeit des Todes. Bei Gitarrenblues und Plastiktütensound kreieren die Tiere den Beerdigungsritus. Sie schicken das Kaninchen mit einem Drachen in den Bühnenhimmel. Eine zauberhaft leicht inszenierte Geschichte zum Tabuthema Tod.

Betrifft: