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Traum von Selbstbestimmung

Zwölf Künstler schaffen im Fitz eine Collage zum Thema Manipulation

erschienen am 30.04.2015 von Arnim Bauer bei Ludwigsburger Kreiszeitung

Die kleine Handpuppe mit der Königskrone spricht große Worte - von Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit. Die Kamera verfolgt sie, schaut hinter den Paravent, hinter dem in solchen Fällen ein echter Mensch sitzt, der die Puppe führt. Aber hier - nichts! Die Puppe scheint tatsächlich ein Eigenleben zu führen. Oder ist es alles nur Manipulation?

Genau darum geht es in dieser Uraufführung im Figurentheater Fitz nämlich. „Manipulation -eine unvollständige Collage" hat das Materialtheater Stuttgart das vierte und letzte Kapitel seiner Europa-Betrachtungen genannt. Eine ganze Reihe von Künstlern befasst sich darin mit dem Thema der Beeinflussung, der Illusionen und vor allem auch mit deren Nutzung und Auswirkungen.

Es ist tatsächlich eine Collage aus vielen kleinen Episoden - insgesamt aber eine breite Einlassung auf das Thema. Und das in bemerkenswerter künstlerischer Vielfalt. Puppen- und Materialtheater, aber auch pantomimische Darstellungen, schauspielerische Sequenzen, Monologe, Dialoge - die verschiedenen Künstler schöpfen die Möglichkeiten auf breiter Front aus.

Eine breite Stoffsammlung zum Thema Manipulation ist hier entstanden: Mal wird erklärt, werden Fakten erläutert, dann wird wieder einfach gespielt. Abwechslung bietet der Abend in jeder Hinsicht reichlich. Die Folge der Szenen scheint eher einer Zufallsdramaturgie zu folgen, oder wird man schon wieder manipuliert?

In jedem Fall hat die Uraufführung auf angenehme Weise den Werkstattcharakter behalten, der das Projekt wohl von Anfang prägte. Es war sicher auch ein spannender Prozess, wie sich zwölf zum Teil sehr unterschiedliche Künstler diese Aufführung erarbeitet haben: Figurentheaterspieler, Regisseure, Schauspieler, Musiker, Autoren und Filmemacher. Und sie schaffen es, die vielfältigen Betrachtungs- und Herangehensweisen in eine kompakte Aufführung zu packen. Das Ergebnis überzeugt.

 

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