O-Team denkt über das Verhältnis von Mensch, Sex und Roboter nach
erschienen am 20.04.2017 von Arnim Bauer bei LKZ
Wir schauen ins Jahr 2050: Alles ist digitalisiert, virtuell vernetzt, die Roboter, die künstliche Intelligenz, haben die Macht übernommen. So jedenfalls will es das Denkmodell des O-Teams für seine Performance „Singularity“, dessen Uraufführung im Rahmen des Newz-Festivals im Fitz lief. Und das O-Team denkt vor allem darüber nach, wie sich unser Sexualleben unter dem Einfluss der künstlichen Intelligenz verändern könnte. Im Mittelpunkt steht dabei ein Sexroboter, Lola genannt, der laut dem smarten Vertreter der Herstellerfirma alles hat und alles kann, was man für ein erfülltes Sexualleben benötigt. Und wie ist das mit den Emotionen? Bekanntlich sollen ja die heutigen Menschen damit schon ihre Probleme haben. Trifft der Roboter den richtigen Ton? Hört dieses Wesen wirklich, was der Partner gerne möchte? Ohne Zweideutigkeiten. Zunächst lösen sich die aufgeklebten Brustwarzen an den Riesenbrüsten des Cyberwesens. Und auch sonst scheint es mit der Qualität nicht weit her zu sein. Stimmt die Programmierung nicht, versteht diese Lola eben doch nicht alles. Oder hat sie längst ihre eigene Gefühlswelt, die sich von der des Menschen dann doch gehörig unterscheidet? Sehr penibel arbeiten sich Schauspieler und Roboter an diesem Handlungsstrang ab und am Ende steht die Erkenntnis: Es geht nicht. Oder: So geht es nicht. Offenbar gibt es doch noch Grenzen, die man mit virtueller Intelligenz nicht überschreiten kann, vielleicht weil es dazu die rational nicht definierbare Empathie braucht. In spannenden, manchmal urkomischen, dann auch wieder berührenden Szenen forscht das O-Team diese Cybersexualität aus. Und zeigt in einem logischen Aufbau,dass Mensch, Sex und Roboter nicht zwangsläufig zusammenfinden müssen. Das Ensemble bedient sich einer klaren Bildsprache, die zotenhafte Zweideutigkeiten ausschließt. Dazu gehört zum Beispiel die Nacktheit, die da sehr dezidiert als Bildsprache eingesetzt wird. Es zählen auch eindeutige Bewegungen dazu, die aber sehr gelungen eingesetzt werden. Das Fitz hatte vorher für-sorglich darauf hingewiesen und das Mindestalter der Zuschauer mit 18 Jahren festgesetzt. Aber an sich gibt es dort nichts Jugendgefährdendes festzustellen. Der Satz in der Ankündigung kann am Ende nur unterstrichen werden:„Singularity ist keine Pornografie.“