Tolle Robotertechnik
erschienen am 10.11.2019 von Ranjo Doering bei Heilbronner Stimme
Tolle Robotertechnik beim Figurentheaterprojekt "Eliza Love Uncanny"
Einen neuen Blick auf den Pygmalion-Mythos wirft zum Festivalabschluss Meinhardt & Krauss aus Stuttgart mit dem Figurentheaterprojekt "Eliza Love Uncanny" in der Boxx des Heilbronner Theaters. Dem Stück zugrunde liegt das Schauspiel "Pygmalion" von George Bernard Shaw und Ovids Erzählungen aus den "Metamorphosen" der griechischen Mythologie.
Die Geschichte über den Künstler Pygmalion von Zypern, der aufgrund schlechter Erfahrungen zum Frauenfeind geworden ist und nach der letzten, missratenen Beziehung nur noch für die Bildhauerei lebt. Er erschafft eine Frau aus Elfenbein. Ohne bewusst darüber nachzudenken, kreiert er eine Statue, die wie lebendig aussieht und in die sich der Künstler verliebt.
Die Statue aus Pygmalion wird zum intelligenten Roboter
Unter der Regie von Iris Meinhardt überträgt "Eliza Uncanny Love" den Mythos, die Begegnung zwischen Mensch und einem erschaffenen Kunstmenschen, ins 21. Jahrhundert, ersetzt die Statue durch einen Roboter mit Künstlicher Intelligenz. Über allem steht die Frage: Können wir durch Robotik den perfekten Menschen erschaffen? Schauspieler Ludger Lammers bewegt sich mit viel Körperpräsenz, wiegt sich in geschmeidigen, zärtlich-erotischen Bewegungen eng umklammernd an die mechanische Figur. Trotzdem entwickelt sich zwischen dem menschlichen und künstlichen Protagonisten keine harmonische Beziehung.
Überzeugen können die Robotertechnik (Nils Bennett und Michael Krauss) und die toll aufeinander abgestimmten Bewegungsabläufe von Mensch und Maschine. Untermalt wird die 70-minütige Performance mit spannenden, technoiden Klängen der Musikerin Anna Illenberger, deren Effektboard und Loop Station mal die passende Geräuschkulisse liefert, dann die Szenerie mit atmosphärischen Klangflächen untermalt, die an die britische Trip-Hop-Band Massive Attack erinnern.